Reisetagebuch: Von Nord nach Süd - Unterwegs in Vietnam (6)

von 'Jay' Steinert

Am nächsten Tag besteigen wir den Zug. Wir fahren von Phan Thiet nach Saigon (Ho-Chi-Minh City). Der Zug ist ca. 50 Jahre alt, aber ganz gut in Schuss und er füllt sich langsam, aber stetig mit Passagieren. Eine Zugfahrt ist jetzt, nach der ganzen, ewigen Busfahrerei eine sehr willkommene Abwechslung. Schließlich ist Endspurt angesagt, Saigon ist für uns das Ziel dieser Reise, letzte Möglichkeit das Transportmittel zu wechseln. Wir bleiben noch drei Nächte hier, dann geht es wieder zurück.
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Der Zug trottelt indes mit stetiger Ruhe durch die bunte Landschaft, viel Ackerbau wird hier betrieben, bis ganz an die Schienen heran sind die Felder bestellt. Die Fahrzeit ist mit vier Stunden angegeben, wir brauchen eine mehr. Der Bahnhof für diese Millionenstadt ist ein Witz und zwar ein ganz schlechter. Meine U-und S-Bahn-Haltestelle in Leipzig-Gohlis hat mehr Gleise! .... weiterlesen

Reisetagebuch: Von Nord nach Süd - Unterwegs in Vietnam (5)

von 'Jay' Steinert

In unserer Reiseapotheke findet sich zum Glück Paracetamol. Hilft gut gegen das ansteigende Fieber, nur mit den Bier‘s ist es erstmal vorbei. Verträgt sich nicht gemeinsam. Mui Ne ist so etwas ähnliches wie Hurgada, Ägypten. Eine Straße am Meer, ca 40 km lang, rechts und links davon Hotel- und Gästehaus-Bebauung. Der Strand selbst bietet keinen Schatten. Auch keine Mietliegen, die gibt es nur in Ressorts und da muss man erstmal reinkommen.
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Die Russen die man hier antrifft sind wie die Deckchen, keine besoffenen, grölenden Männerhorden wie gewohnt, sondern Pärchen mit Kleinkindern, Oma und Opa auch mal mit im Schlepptau. Alles sehr friedlich. Es ist aber knallheiß hier. 32 Grad, die Luft steht, das Haar sitzt, auch ohne 3-Wetter-Taft .... Zum Mittagessen verziehen wir uns in eine Fischbude am Meer, alles frisch, in Bassins gelagert. Seafood aller Art, Lobster, Tiger-Prawns und weiß der Fuchs was noch alles. Krokodil mit Kartoffelpüree - das wäre doch mal was!  .... weiterlesen

Reisetagebuch: Von Nord nach Süd - Unterwegs in Vietnam (4)

von 'Jay' Steinert

Unser Homestay-Hotel liegt am Rande der Stadt Hoi An, es ist ziemlich neu und hat bei Booking.com beste Noten bekommen. Völlig zu Recht. Wir laufen nur zwei Minuten bis zum Strand, die Liegen und Schirme sind kostenlos. Im Gegenzug bestellt man Speisen und Getränke aller Art. Der Strand ist gepflegt und hat wenig Besucher. Vor allem eins: k e i n e Russen. Das Wasser des Südchinesischen Meeres ist hier sauber und wohltemperiert. So lässt es sich leben!
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Am Abend bieten einige Restaurants in Strandnähe ihre Dienste an. Kulinarisch enttäuscht Vietnam allerdings bisher. Die Vietnamesen in Deutschland kochen- nach meinem Geschmack- wesentlich besseres Essen als ihre Landsleute in der Heimat. Abgesehen davon bekommt man hier immer nur Kindertellergrösse mit entsprechend kleinen Portionen. Sehr eigenartig. Muss man halt 2 x bestellen, wenn es nicht reicht. Oder ein Bier mehr, egal. .... weiterlesen

Indien: Unterwegs auf dem Subkontinent

Beitragsseiten

Ankunft in Bombay

subkontinent_20Es ist der 15.12.03, 23.00 Uhr, pünktlich landet unser Flieger auf dem Bombay International Airport. Vier Wochen Indien liegen vor mir. Es ist schön warm und dunkel, der vollgedröhnte Taxifahrer benötigt 1 1/2h (kostet den Festpreis von 4,00 EUR) in die Innenstadt Bombays, Ortsteil Collaba. Er hat kein Licht am Wagen, englisch spricht er auch nicht und ich kenn mich hier nicht aus. Promt fährt er zu dem Hotel seiner Wahl - wegen der Vermittlungsprovision.

Es kostet Mühe ihm verständlich zu machen, dass das Hotel meiner Wahl ganz woanders liegt und wir landen am "Gateway of India". Jetzt kann ich mich endlich orientieren und finde sogar das gesuchte Hotel.

Der "Flohzirkus" ist für hiesige Verhältnisse zu teuer (15 EUR). Aber für eine Nacht wird es wohl gehen. In einem kleines Restaurant nehme ich seafood & prawns (1,50 EUR). Der Flachmann, gut gefüllt mit Bourbon-Whiskey, gibt einen ordentlichen Schluck frei (ist nur wegen der Gesundheit!). Jedenfalls, ich komme aus den Laden heraus, lenke meine Schritte zum "Flohzirkus", die Strassen sind weissgott schlecht beleuchtet hier, da trete ich doch volle Kanne auf so einen blöden Hund. Der sah eigendlich aus wie so ein Lappen, der am Strassenrand vergessen wurde. Na, er nahm es nicht persönlich - legte sich gleich (schlauerweise) wieder auf der Kreuzung ab. Überhaupt schlafen in Bombay viele Leute auf der Strasse, sie können sich keine Behausung leisten.

subkontinent_15Morgens werde ich durch lautes Gekreisch und Geschepper geweckt. Im Badezimmer (drei Fensterlamellen fehlten) hat sich eine Taubenbande zusammengerottet, die mit Interesse auf meinen Rucksackinhalt schielte. Als ich dann endlich den Turnschuh finde, um ihn nach den Tauben zu werfen, hatte sich das Drecksvolk schon verzogen.

Das Frühstück ist "continental" (wir wollens ja mal ruhig angehen) und durchaus essbar. Ein Busticket nach Goa ist schnell gekauft, ich habe bis zur Abfahrt noch reichlich Zeit die einzigartigen Sehenswürdigkeiten Bombays zu geniessen. Im Reiseführer lese ich - es gibt keine. Jeder der nach nach Bombay kommt, sieht zu wie er am Schnellsten hier raus kommt.

Na gut, was solls, schau mer mal: das Victoria Terminus (Hbf.) ist nicht so der Brüller, also weiter zu den Crawford-Markets mit dem Tuck-Tuck. Schon besser! subkontinent_48Die Inder haben eine alte Kirche der Briten entkernt und Ladenstrassen reingebaut. Sehr praktisch und schattig! Alle Gerüche des Orients schwirren durch die Luft, Kardamon, Zimt, Zitronenduft und ein Hauch von Katzenpisse. Ich bin der einzige Weisse hier, dementsprechend gilt mir die Aufmerksamkeit. Um gescheite Fotos machen zu können, muss man hier erstmal abtauchen und warten. Mein Rückweg führt mich an schönen, aber leider im Verfall begriffenen Kolonialstilhäusern vorbei.

Arm und reich liegen hier wirklich eng beieinander. Der Bettler, der vor der Privatschule sitzt und auf ein paar Rupies hofft, oder eine Frau die mitten auf der Fahrbahn ihre Wäsche wäscht. Oder die Bettelkinder die hinter dem Taj-Mahal-Interconti Touristen auflauern und mit grossem Geschrei verfolgen, bis diese endlich Rupies rausrücken. Daneben steht der Fahrer einer Daimler-Limousine und putzt den Spiegel blank.subkontinent_06

Bombay ist überbevölkert, dreckig, laut, stickig - aber die Menschen sind freundlich, neugierig, hilfsbereit und sehr angenehm. Ich mache mich auf den Weg nach Goa.

Fahrt nach Goa

Der Busbahnhof für Überlandbusse (nach Goa) befindet sich außerhalb des Zentrums. Man findet sich zwei Stunden vor Abfahrt beim Reisebüro ein, wird in ein Tuk-Tuk gesteckt und ab gehts. Vorher jedoch bitte ich darum das WC aufsuchen zu dürfen. Man gibt mir einen Schlüssel und begleitet mich über einen Müllhaufen, der mal ein Hof werden wollte, zum Erdloch mit Tür.

Auf dem Müllberg, vor dem Klo, rekeln sich drei fette Katzen im Nachmittagssonnenlicht und in 1 Meter Entfernung spaziert eine Ratte (selbst so groß wie eine Katze) auf Nahrungssuche, frech an ihren Erbfeinden vorbei und kümmert sich einen Dreck um diese Kollegen. Die Katzen haben den Kampf gegen die Ratten hier jedenfalls verloren, sie versuchen den offensichtlich ebenbürtigen Gegner auf Katzenart zu ignorieren. Nun, da die Örtlichkeit nicht ganz meinen Erwartungen entspricht, erschien es mir ratsam eine andere Gelegenheit abzuwarten.

Am Busbahnhof angekommen, werde ich schon sehensüchtig erwartet. Eine Traube Händler fällt über mich her, um mir jeden Scheiß der Welt anzudrehen. Glücklicherweise bin ich durch Reisen in Nordafrika und den Nahen Osten abgehärtet - es gelingt mir die Verfolger abzuschütteln.

subkontinent_13Der Bus ist ganz große Klasse. Um den Komfort zu erhöhen, hat man die gesamten Sitzbänke rausgeflext und durch Doppelstockbetten ersetzt. Das Heißt: ich kann die 15 Stunden Fahrt nur liegen, weder stehen noch sitzen. Das die Betten allerdings nur 1,70m lang und 0,60 m breit sind merke ich jedoch gleich nach Abfahrt, bei einer Körpergröße von 1,77m paßt das leider nicht ganz. Der ganze Laden steht vor Dreck, mein Baudenschlafsack bildet eine dünne Schutzschicht zwischen Leben und Tod (Pest, Cholera, usw. ist hier ja noch nicht ganz ausgerottet).

subkontinent_38Die Fahrt über den Stoppelacker nach Goa geht schließlich auch vorüber, ab und an halten wir an einer kleinen Straßenkapelle - der Karren wird für die Weiterfahrt gesegnet - und es hilft! Steifbeinig sammle ich mein Knochen zusammen (offensichtlich war der TÜV für die Federung des Busses abgelaufen) und wir sind da!

Eine herrliche Küste - soweit das Auge blicken kann. Eine Unterkunft ist rasch gefunden. 500 Rupies (9 EUR) für einen sauberen Doppelzimmerbungalow ist nicht zuviel. Der Strand ist in 1 Minute zu erlaufen. Der Sonnenschirm steht bereit. Die Liege wird von fleißigen Inderinnen entsandet, damit der kleine weiße Arsch auch nicht schmutzig wird. Ausgezeichnet, so läßt sich´s leben. subkontinent_37 Ein leckeres "icecold" Kingfisher-Beer (sehr zu empfehlen) wird von den Angestellten gereicht. Meine Hoffnung auf den schnellen Erwerb und Konsums einer illegalen Rauchwahre erfüllt sich vorerst leider nicht. Bleibt mir allein der Duty-Free-Whiskey und ein paar weitere Drinks an der Bar um langsam hier "anzukommen".

Unterwegs am Strand

Nachdem ich mich, leicht dicht, am Strand verlaufen habe, finde ich denn doch mein angemietetes Haus wieder (ist ja nun auch dunkel geworden). Bei der abendlichen Zahnpflege findet sich Gesellschaft in Form eines Geckos ein. Der Kollege schien Ärger nicht aus dem Weg zu gehen - sein Schwanz fehlte, den werfen sie ja nur bei Gefahr/Flucht ab um das Terrain dem Feind zu überlassen.

Es gelingt mir unter Anwendung eines Tricks den Gecko zu fangen, gerade wollte ich ihn auf den Balkon verfrachten da beißt mir das Vieh in den Daumen, na bravo. Wer weiß was der vorher gebissen hat. Der Kumpel fliegt jetzt endgültig raus und ich genehmige mir noch einen. Kleiner, mutiger Kerl; Respekt , Respekt denke ich noch und schlafe endlich ein.

subkontinent_21Der nächste Tag ist gefüllt mit sportlichen Aktivitäten. Zunächst esse ich ganz gesund Frühstück, nur Obst. Ein kleiner Strandlauf führt mich dann zum Parasailing. Man steigt in einen Sitzgurt an dessen Ende sich ein Fallschirm befindet und wird per Leine nebst Schirm von einem Boot in die Luft gezogen. Ein grandioser Spaß und ein famoser Ausblick, immerhin erreicht man die Höhe von 75m mit diesem Teil. Die Landung war zwar etwas holprig, habe 3 Leute umgerissen, was haben die auch in meiner Landezone zu suchen? Ein Riesenspaß und den Jungs wünsche ich noch gute Besserung.

In den nächsten Tagen erkunde ich den Strand und stoße auf einen Tanker der unüblich nahe am Ufer festgemacht hat. Nach zwei Drinks habe ich den Plan, das Ding ist vor drei Jahren mit defekter Maschine auf Reede liegen geblieben, der Reeder konnte die Reparatur nicht bezahlen, ergo schleppt man das Schiff einfach an den Strand und das wars halt. Zumindest gibt der Pott eine extravagante Strandkulisse ab.
subkontinent_41Man kann sogar hinschwimmen und hochklettern, ich verzichte, nach dem Essen und dem Sundowner sollte man nicht baden gehen.

Die Sonnenuntergänge sind natürlich auch hier ein Klassiker, die Freude wird etwas durch die ständig wiederkehrenden Fragen nach aufabsichten meinerseits für Sarongs, Kokosnüsse, Trommeln und Massagen getrübt. Klar, die müssen damit ihr Geld verdienen, daher nehme ich das Angebot einer Massage an. Wer schon mal in Bangkok in der Khao San Road war und sich dort einer Massage in einem Salon unterzogen hat, der weiß wovon ich spreche. subkontinent_12{Also so schön wars nämlich hier bei weitem nicht - im Gegenteil, ich habe das Gefühl ich bekomme Dresche für etwas was ich (noch) nicht getan habe - ich bin ja erst seit 4 Tagen im Land! Auf weitere Sitzungen verzichte ich, autsch.

Ich habe Kraft geschöpft, bin ausgeruht und es warten mit Sicherheit eine Reihe Abenteuer im Norden Indiens auf mich, d.h. also wieder erstmal nach Bombay zurück.

Diese Taxifahrer! Es war ausgemacht daß er mich um 14:00 h hier aufpickt um mich zum Bus zu bringen. 14:15, er ist immer noch nicht da - Herrschaften, wir haben doch keine Zeit! Gut, da kommt einer, war er es oder doch nicht - egal - den nehm ich, habe ja schließlich 1/4 h gewartet. Der Kollege spricht das selbe schlechte englisch wie ich - nur hat er den Vorzug daß er so schön das "r" rollt und streckt beim sprechen. Wenn ich aus dem Vogtland oder Bayern käme, könnte ich das auch!

subkontinent_30Na, er faselt das übliche, viele Kinder, böse Frau, von der Schwiegermutter nicht zu reden, schlechtes Buisness dieses Jahr, usw. usw., ob ich denn nicht ein kleines Licht der Hoffnung in der Dunkelheit seiner Existenz anstecken möge und wir nicht bei einer "Indian-Arts-Gallery" halten könnten ( Sirrr, Sirrr....just looking...no buying...Sirrr, Sirrr).

Von mir aus, aber vom gucken allein hat ja keiner der Beteiligten etwas. "Doch, doch - er bekäme wunderscheene T-Shirrrt von die Sahib dem die Lade gehörrre", versichert er mir. Nun denn, wohl an, dem Manne kann geholfen werden, ich steige aus und ich betrete einen wunderschönen Laden, ausgeschlagen mit Mamor an Decken und Wänden, kühle Luft umfächelt meinen aufgeheizten Körper und der Blick fällt auf
die edelsten Teppichknüpfwaren die je fleißige, indische Kinderhände geschaffen haben.

Nun ist die Kinderarbeit ja auch ein zweischneidiges Schwert, viele Gutmenschen (vor allem aus Deutschland) haben in ihrem religös-fundamentalistisch anmutendem Gutmenschentum, sicherlich in bester Absicht, die Firmen die diese Produkte im In-und Ausland verkaufen attackiert und Exporte aus Indien verhindert. subkontinent_33Einerseits ist das Ansinnen nicht unberechtigt, Kinder sollten spielen und Hausaufgaben machen, dem Papa vielleicht noch ein Bier holen weil er Cricket glotzen muß. Das eigendliche Problem liegt aber darin daß man mit seiner westlichen Denke hier nicht sehr weit kommt oder fatale Folgen heraufbeschwört.

Denn sehr viele Familien leben von diesen paar Rupies (ein warmes Essen kostet hier für Einheimische ca. 8 Eurocent) die die Kinder mit nach Hause bringen, teils sind die Eltern gestorben oder erwerbsunfähig (Arbeitslosenquote liegt übrigens bei über 25%) - es gibt ja kein geregeltes soziales Netz in Indien.

Zur Folge hatte diese Aktion der Gutmenschen, das der Verkauf einbrach, die Kinder kein Geld nach Hause brachten und die Leute schlicht und ergreifend zu Tausenden verhungerten, weil viele ländliche Kleinbetriebe pleite gingen, die Leute nicht mehr, in die ohnehin überfüllten Millionenstädte, zum betteln flüchten konnten.

subkontinent_32Abgesehen dadurch gingen viele spezielle, regionale Teppichmuster für immer verloren. Da dies ja nun auch wiederum nicht sein kann hat man wieder beigedreht - Kinderarbeit ist - unter der Auflage von geregelten Mindestlohn und Zwangsbeschulung (Beschulung erfolgt bis 5.Klasse) wieder zulässig. Soviel zu den Gutmenschen und ihren Aktionen. Komisch erscheint mir nur daß die meisten solcher Klugscheißer, die ich so in fernen Ländern treffe, immer aus Deutschland kommen und das Patentrezept für das jeweilige Land nach 3 Tagen auf Tasche haben. Und die Welt soll genesen am deutschen Wesen oder so ähnlich. Mahlzeit.

Über was man so nachdenkt wenn man im Teppichladen steht! Nun, ich stöbere durch den Laden und entdecke hochinteressantes Schnitzwerk aus Sandelholz (Gutmenschen aufgepasst - nächste Baustelle für euch). Äußerst kunstfertige Darstellungen von Ganesh (Elefant nebst Reittier - einer Ratte) und Wishnu. Ist mir aber alles zu teuer, außerdem habe ich noch keinen Platz im Rucksack (der Reparatur-Whiskey nimmt viel Platz weg) und außerdem sollte ich ja nur gucken und nicht kaufen.

subkontinent_47Am Busbahnhof erwartet mich schon der "eigentliche" Taxifahrer und beschwert sich lauthals über die entgangene Fuhre. Ich konnte ihm glaubhaft vermitteln daß ich nicht gedenke die IST (Indian Standart Time - zutreffender - Indian Stretchable Time) für mich anzunehmen (da die Busse meistens eher abfahren als der Fahrplan es angibt) und bei einer Verspätung von 15 min kann das unter Umständen bedeuten: der Bus ist weg, das Ticket kannst Du neu kaufen und - jetzt kommts - der nächste Bus fährt in 24 h. Wir rauchen noch eine Biddi (fürchterliches Kraut - wahrscheinlich zusammengerollter Kamelmist) und schon fuhr der Bus gen Bombay. Die Rückreise war genauso bescheiden wie hinzu, nur mit dem Unterschied daß die Dame, die unter mir im Schlafbus liegend, bei der Ausübung ihrer Religion, mittels entzündeter Räucherkerzen, ihren Abteilvorhang in Brand setzt, schöner Mist.

Aber, die Inder sehen das sportlich, löschen den Lappen während der Fahrt mit dem Inhalt von Wasser-und Spriteflaschen, meine Klamotten stinken zwar etwas nach Rauch und Opium aber wenigstens ist mein weißer Arsch nicht angekockelt. Nach 15 Std., es ist früh um 5:00 Uhr, erreichen wir pünktlich - 2 Std. zu spät - Bombay, Indian Gateway. I be back!

In Bombay bin ich mit einer lieben Freundin verabredet (ausgemacht haben wir: nach dem Krieg um sechs im Kelch - wie damals Josef Schwejk zu sagen pflegte), ich weiß zwar wann der Flieger kommt, aber was heißt das hier schon?

Ich sitze also um 5:00 morgens am "Gateway of India" - der Tag erwacht. Zunächst bin ich und der Straßenkehrer allein, dann gesellt sich ein Teeverkäufer hinzu. Der "Indian Tschai" ist gar nicht schlecht, ein Gebräu aus einem Teil Wasser, einem Teil Milch, Zucker, Teeblätter nebst Teegewürz - brodelnd heiß verabreicht - ist er eine echte Starthilfe für den Tag. Und kostet nur 5 Rupies/Tasse = 8 Eurocent und die Tasse darf man behalten! Teilweise wird sie in Form einer Tontasse gereicht - also nicht nur schnödes Plastik! Weggeworfen wird sie trotzdem, eigentlich schade.subkontinent_31

Zwei palavernde Sikh treffen ein, setzen sich (der Platz ist riesengroß und noch leer) in 5 m Abstand zu mir und beäugen diesen komischen Weißen mit Rucksack. Ein Powerwalker nach dem anderen läuft ein. Sie lassen sich auf den Sitzbänken nieder, die das "Gate" umfasst, und beginnen mit Dehnungsübungen. Es nötigt mir den allerhöchsten Respekt ab, sowohl die Betätigung - als auch die Uhrzeit - so eine Existenz wie ich kommt in Deutschland vor um 9 Uhr nicht in die Puschen und hier ist es grad mal 5:30 Uhr. Aber gut, mein Arbeitstag verschiebt sich ja daheim auch bloß bis in die Nacht, dafür sind die hier eher zu Hause, mutmaße ich. Jeder hat eben so seinen Rythmus.

Es ist 6:00 Uhr, ein Wanderarbeit nebst Tochter hat hier vor dem "Gate" auf dem Trottoir übernachtet - um sich aufzuwärmen ordert er eine Tasse Tee und wir kommen ins Gespräch. Sein Name wäre Radshiv, käme aus der Provinz und suche in Bombay Arbeit. Aber damit sähe es wohl sehr schlecht aus, zurück könne er nicht - alle Zelte abgebrochen. Die obligatorische Baschishfrage schließt sich an, das blöde ist nur, das fast alle Geschichten die man hier so hört, stimmen. Ich bin nicht hier um die Welt zu retten, dennoch übereigne ich dem Mann ein ordentliches Sümmchen, weil ich ihm glaube. Stunden später sollte ich ihn und seine gesamte Familie nochmals bei einem Spaziergang sehen, er lagerte dort mit einer Frau und 4 kleinen Kindern, auf einer Decke, vor dem 5-Sterne-Hotel "Taj Mahal".
subkontinent_07Langsam füllt sich der Platz mit Schulgruppen, Busladungen einheimischer Touristen, Ausländer, es wird immer mehr. Die ersten Eisverkäufer stellen sich ein, Postkartenverkäufer bieten ihre Ware feil und der Brüller sind Männer die Fernrohre vermieten, wofür auch immer (die Luft ist so Smoghaltig - man sieht halt so schon nix). Es ist 9:00 Uhr, eigentlich war das die Zeit des Treffpunktes - ich schlafe ein. Werde ab und zu von der drängelnden Menge wachgeschubst, die Sonne brennt erbarmungslos - wo bleibt mein Besuch?

Also verlasse ich diesen Ort und begeb mich weiter fort, zum nächsten Internetcafe, und siehe da - eine mail, der Flieger hat 9 Std. Verspätung, bravo, bravissimo. Ergo suche ich mir ein Hotel, schlafe, dusche, esse und lese die aktuelle Tagespresse. Angriffe im Kaschmir, Säbelrasseln mit Atombomben in Pakistan, das übliche - regt doch hier keinen auf! Es ist mittlerweile 15:00 Uhr, ich begebe mich zu dem "Gate" zurück. Es gehört zu den wichtigsten nationalen Symbolen Indiens, die Engländer ließen es damals im Stil............ erbauen und als sie durch Ghandi "British Indien" verloren, marschierten die letzten Truppen durch dieses Tor, es liegt am Hafen, auf ihre Landungsboote und verschwanden.

subkontinent_34Ich marschiere nirgendswohin, ich harre aus. 16:30 Uhr, ich traue meinen Augen kaum, da kommt sie ja, die Kleene, allerdings fix und foxi. Das Blöde ist, wenn man bei Tageslicht hier eintrifft und mit dem Taxi in die Innenstadt fährt, sieht man die Elendsquartiere der zugereisten Landbevölkerung, die einstürzenden Kolonialbauten, das geballte Elend eben. Leute schlafen zu Tausenden an den Bahngleisen, verrichten in unmittelbarer Umgebung ihre Notdurft, man könnte die Umstände als durchaus katastrophal bezeichnen.

Das ist nicht jedermanns Sache, Kulturschock pur, dazu kommt die Hitze und die Luftfeuchtigkeit. Mir ist das nicht gar so fremd, in Kambodscha oder Ägypten habe ich schon ähnliches erlebt, aber Indien ist schon eine ziemlich harte Nummer. Bombay ist nicht wirklich eine Reise wert, auf gehts nach Aurangabadh.

Tags: Indien, Tagebuch, Bombay, Goa, Jodhpur, Udaipur, Taj Mahal

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